Letzte Helden Blankenese

03.11 - 04.11.2007
 
... zunächst halte ich es für einen fragwürdigen Scherz, als ich von einer Startzeit 8:30 Uhr höre. Aber das Hochwasser auf der Elbe in Höhe Hamburg Blankenese steht in diesem Jahr leider so ungünstig, daß tatsächlich so früh gestartet werden muß. 8:30 Uhr ... das ist ja vor allem ... vor dem Aufstehen, vor dem Tageslicht, auch vor jedem Wind. Dazu kündigt der BSC an, daß in diesem Jahr wieder insgesamt über 130 Schiffe gemeldet haben und das Slippen um 7:00 Uhr beginnen muß. Sogar als Hamburger heißt das: Losfahren spätestens um 5:30 Uhr. Wie sollen es erst Auswärtige schaffen, rechtzeitig zu erscheinen? Schließlich kann nicht jeder schon am Freitagabend anreisen. Wir - die Hamburger Flotte - stellen uns also auf ein Heimspiel in kleinster Runde ein. Erschwerend kommt hinzu, daß parallel der 505er Messestand auf der Hanseboot besetzt werden muß.

Um so erstaunter und erfreuter sind wir, als ziemlich schnell über 20 Meldungen vorliegen. Nachdem der BSC wegen Überfüllung ankündigt, keine Nachmeldungen anzunehmen, stehen am Ende 29 Boote auf unserer Meldeliste ... wow!

Am Samstag morgen fahren wir also deutlich vor dem Aufstehen durch ein noch ziemlich leeres Hamburg. Bei Stockfinsternis kommen wir im BSC an. Tatsächlich sind einige erst jetzt angereist und so teilen sich Martin, Heini und Fritz das Licht der Hafenlaterne zum Aufriggen. Noch ist es trocken. Ab 06:00 Uhr gibt es Kaffee und belegte Brötchen zu zivilen Preisen an der Theke des BSC. Aaahhh, Zeit zum Aufwachen.

Eine Steuermannsbesprechung gibt es nicht, der Kurs geht einfach aus der Segelanweisung hervor. Start ganz in Lee , purer Up-and-Down, oben mit Verholer, unten mit Gate, Ziel in der Mitte. Dieser Setup verspricht effektiv zu sein, denn man kann bereits neu starten, während andere Klassen noch immer Zieldurchgang haben. Diese Organisation fordert die Wettfahrtleitung zwar mehr, aber erlaubt eine maximale Anzahl an Wettfahrten in der kurzen Zeit des Hochwassers. Auch hier ein Lob an die Organisation des BSC.
 
Ab 07:00 Uhr wird dann tatsächlich geslippt und wir sind überrascht, wie ruhig das Slippen von fast 140 Booten vonstatten geht. An der Slip stehen wieder Helfer des BSC bereit, die die Slipwagen sofort entsorgen. So geht ca. alle 40 Sekunden ein Boot zu Wasser. Der BSC präsentiert sich auch hier routiniert. Um 07:30 geht dann die Sonne auf und öffnet den Blick auf eine grau verhangene Regattabahn, noch trocken.

Wir slippen relativ früh und kommen bei ordentlichem Strom aus der Hafenausfahrt. Bei leichter Trapezbrise geht es über das Fahrwasser zum Mühlenberger Loch hinüber. Man hält sich bekanntermaßen weit rechts, um dem langen Sandbankausläufer von Airbus auszuweichen. Der Blick auf das Elbnordufer ist gigantisch, Süllberg und Blankenese im Morgenlicht.

Das Warten auf den Start vergeht schnell mit ein paar Testschlägen und relativ pünktlich starten die 505er mit 26 angetretenen Booten als erste ins Rennen. Der Wind hat inzwischen die angekündigten 10-11 Knoten erreicht, Temperatur 12-13 Grad C, relativ flaches Wasser.

Unsere Startkreuz läuft gut und so kommen wir auf 5 oben an. Beim Downwind teilt sich das Feld genau wie auf der Kreuz wieder auf. Das macht die Sache spannend. Nach 2 Runden geht die dritte Kreuz ins Ziel und mit 50cm vor den Tasche Brüdern gewinnen wir diesen Bericht. Einige haben die Kursskizze offenbar nicht gelesen und fahren zunächst ein wenig am Ziel vorbei. Naja, ist uns auch schon passiert.

Nach nur kurzer Wartezeit geht es ins zweite Rennen. Inzwischen hat ein Dauer-Nieselregen eingesetzt, den man während des Rennens aber nicht merkt, weil man genügend beschäftigt ist, nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit dem Aufpassen auf die vielen anderen Boote. Die versetzten Startzeiten und Bootsgeschwindigkeiten der unterschiedlichen Klassen ergeben einen interessanten Mix an Wegerechtssituationen, die unsere permanente Aufmerksamkeit fordert.

In der Nieselregenpause vor dem nächsten Start wird von einem der Schlauchboote wieder "Beerenpunsch" in Bechern gereicht. Warm und lecker.

Als die 5-Minuten-Ankündigung kommt, beschließen wir, die leeren Becher noch eben schnell wieder zurückzubringen. Das ist ein Fehler, denn direkt hinter dem Schlauchboot kommt ein Contender von der Seite und schickt sich an, uns Querkant ins Boot zu krachen. Mit einer Panikhalse rette ich unseren Holz-Museumsdampfer und ... wir kentern. 3 Minuten bis zum Start.

Wieder aufgerichtet ist das Boot voll wie eine Badewanne und so fahren wir mit ordentlicher Heckwelle zwar noch einigermaßen pünktlich, aber sehr gemächlich über die Startlinie. Die anderen fahren los, wir lenzen erst einmal.

Der Wind hat inzwischen etwas abgenommen, die Tide ist gekentert und die veränderten Bedingungen würfeln das Feld etwas durch. Nach einem spannenden Rennen sind wir bereits um 12:00 Uhr wieder an Land.

Der Nachmittag ist lang genug für einen ausgiebigen Besuch der Hanseboot und so sammelt sich eine große Gruppe von Fiven-Seglern an unserem Messestand. Ein tolles Bild, die anderen Jollenklassen beobachten die nette Atmosphäre in großer Runde neidisch.

Nach der Messe treffen sich viele beim Portugiesen im Hamburger Hafen zu einem gemütlichen Abendschnack.

Der Start am nächsten Morgen ist eine Stunde später um 09:30 Uhr. Nach dem frühen Samstag kommt uns dies schon fast spät vor. Es ist etwas kälter und weniger Wind als am Vortag, dafür aber wolkenfrei sonnig. Die Bedingungen sind gut und wir bekommen zügig 3 weitere Rennen zustande. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr können wir bei gutem Wetter die Boote trocken verpacken.

Die Preisverteilung ist wie jedes Jahr ein echtes Happening. Jeder bekommt eine obligatorische Flasche des "Letzte Helden" Weines. Die 505er finden mit 26 Booten als zahlenmäßig größte Klasse wieder lobend besondere Erwähnung und beschließen lautstark die Veranstaltung mit einem dreifachen Hipp-Hipp-Hurra.

Insgesamt waren die Letzten Helden wieder eine runde Sache und das frühe Aufstehen rückblickend nicht einmal ein Problem, denn so hatten wir zusätzlich noch einen schönen Samstagnachmittag und frühes Abreisen am Sonntag. Gemäß Tide soll es im nächsten Jahr wieder ähnliche Startzeiten geben.

Also bis dann ...

Andreas
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